Videointerviews mit den ältesten Zeitzeug:innen

Ein großer Teil der Anfragen, die die ZeitZeugenBörse erreichen, beziehen sich nach wie vor auf die Themen Nationalsozialismus, Ho­locaust und Zweiter Weltkrieg. Die Nutzerinnen und Nutzer unserer Vermittlungsarbeit suchen nach Erlebnisberichten, die insbesondere für den Bereich der Bildung wertvolle Einblicke in die Lebenswelten und Erfahrungen der Menschen zu jener Zeit geben. Dies stellt uns zunehmend vor die Frage, wie wir solche Einblicke ermöglichen können, wenn die Zahl der Zeitzeug:innen, die diese Zeit noch unmittelbar miterlebt haben, kontinuierlich kleiner wird und persönliche Zeitzeugengespräche kaum noch möglich sind.

Aus diesem Grund haben wir in der Vergangenheit immer wieder die Erinnerungen einzelner Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aufgezeichnet. 2019 konnten wir schließlich in einem eigens dafür angelegten Projekt die Dokumentation der Lebensgeschichten unserer ältesten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen systematisch ausweiten und dadurch ihre Erinnerungen konservieren. Ermöglicht wurde uns dies durch die Förderung der Lottostiftung Berlin, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, LV Berlin und der Berliner Sparkasse sowie mit der Unterstützung der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Berlin.

Umsetzung

Für die Umsetzung haben wir 26 unserer ältesten Zeitzeug:innen in ihren Wohnstätten in Berlin besucht und sie nach ihren Erinnerungen befragt. Die Gespräche fanden nach dem Konzept eines lebensgeschichtlichen, narrativen Interviews statt, d.h. wir haben den Zeitzeug:innen viel Raum für ihre Erzählungen gegeben und diese nur zurückhaltend durch Fragen unterbrochen. Die wiedergegeben Erinnerungen umspannen bei vielen Zeitzeug:innen das gesamte bisherige Leben, wobei ein Schwerpunkt auf die Zeit des Nationalsozialismus und die Nachkriegsjahre gelegt wurde.

Ergebnis

Das Ergebnis dieses Projekts sind 26 individuelle Lebensgeschichten in Videoform festgehalten, die die Erinnerungen und Schicksale unserer ältesten Zeitzeug:innen dokumentieren. Unter ihnen sind Menschen, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Nationalsozialismus Unterdrückung, Verfolgung, Zwangsarbeit und Inhaftierung erleiden mussten. Andere berichten von der politischen Verfolgung ihrer Eltern, die dem NS-Regime zum Opfer fielen. Wieder andere sprechen von ihren Erfahrungen als Soldaten im Krieg und in der Kriegsgefangenschaft oder berichten von Bombenangriffen und langen Aufenthalten in Berliner Luftschutzkellern, von der Zerstörung ihrer Heime, vom Kampf ums Überleben in der unmittelbaren Nachkriegszeit sowie von Flucht und Neuanfängen. Unsere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen Trauriges, Erschütterndes, Unglaubliches, Witziges und Alltägliches aus vergangenen Tagen. Mit ihren Interviews haben wir ein besonderes Stück erlebter Geschichte und viel Zeit- und Lokalkolorit einfangen können.

Die Interviews sind zwischen einer und vier Stunden lang. Bei der technischen Nachbearbeitung der Videos haben wir lediglich ästhetische Schnitte vorgenommen, die Inhalte jedoch nicht geändert und auch die Erzählchronologie nach Möglichkeit unangetastet gelassen. Da so umfassende Erinnerungen nur schwerlich in einem konstant geordneten zeitlichen Strom erzählt werden können, können sich Passagen in den Interviews durch zeitliche Sprünge auszeichnen. Um die Navigation innerhalb der Videointerviews zu vereinfachen, findet sich auf jeder Interviewseite ein Inhaltsverzeichnis in PDF-Form, das die erzählten Inhalte mit Timecodes versehen gliedert.

Nutzung

Alle 26 Interviews sind unter Videointerviews zu finden. Sie sind in Form von kurzen Trailern einsehbar. In voller Länge können sie mit Hilfe eines Passwortes gesehen werden, das wir nach einer Anfrage über unser Kontaktformular zur Verfügung stellen.